Michael Vollmann
Education Lead Europe
Amazon in the Community
Deutschland
- Corporate Social Sesponsibility
- Bildung
- Social Entrepreneurship
Michael Vollmann ist seit 2021 für das Thema Corporate Social Responsibility bei dem E-Commerce Vorreiter Amazon in Deutschland verantwortlich. Im Oktober 2022 hat sich das Tätigkeitsfeld des Berliners erweitert – seither ist er als Europe Lead Education auch grenzübergreifend tätig. Dass CSR kein Neuland für Michael Vollmann ist, wird klar, wenn man seine Laufbahn ansieht. Denn bevor er bei Amazon in the Community anfing, steckte Michael seine Energie in diverse gemeinnützige Tätigkeiten – ein echter Purpose Hero also.
Im Interview mit Benevity spricht Michael Vollmann über seinen Werdegang vom Aktivisten in Südamerika über die Gründung seiner eigenen Organisation und Stiftung bis hin zu seiner jetzigen Position in Corporate Social Responsibility eines internationalen Großkonzerns.
Von Entwicklungszusammenarbeit zu Social Entrepreneurship: Michaels Purpose
Michaels Werdegang ist nicht unbedingt klassisch: Er entschied sich dagegen, seinen Wehrdienst in Deutschland anzutreten und absolvierte stattdessen seinen Zivildienst in Chile. Seinen Plan, sich auch nach dem Zivildienst für gesellschaftliche Zwecke in Südamerika zu engagieren und Organisationen vor Ort zu unterstützen, setzte er mit diversen Praktika in der Entwicklungszusammenarbeit erfolgreich um.
Durch die Erfahrungen, die er in der Entwicklungszusammenarbeit sammelte, wurde ihm jedoch schnell klar, dass sein Herz für die unternehmerischen Ansätze der Tätigkeit brennt. Seine Zukunft sah er in Grassroots Bewegungen, die einem Bottom-Up Ansatz folgen, um die größtmögliche Wirkung zu erreichen. Im Zuge dieser Erkenntnisse entdeckte Michael Social Entrepreneurship für sich, wodurch der Berliner unternehmerische Tätigkeiten mit sozialem Wandel kombinieren konnte – denn ohne das Engagement für die Gemeinschaft und die Umwelt konnte Michael seine Zukunft nicht sehen.
Nach seinem Studium der Sprachen-, Wirtschafts- und Kulturraumstudien in Passau und Rio de Janeiro begann Michael seine Arbeit bei Ashoka, einer der führenden amerikanischen Non-Profit-Organisationen zur Förderung von sozialem Unternehmertum. In Deutschland setzt sich Ashoka für den Erfolg sozialer Innovationen ein und hat es sich zum Ziel gesetzt, wirkungsvolle Antworten auf gesellschaftliche Fragen und Herausforderungen zu finden. Wer für Entwicklungsarbeit brennt, kann sich natürlich nicht auf Deutschland konzentrieren, sondern muss grenzübergreifend denken – so wie Michael Vollmann. Bei Ashoka brachte er Social Entrepreneurs aus der ganzen Welt im sogenannten Globalizer Programm zusammen und half ihnen, ihren Aktionen auch international Wirkung zu verleihen.
Bild: Class Chat im Rahmen des Amazon Future Engineer Programms
Dabei wurde Michael klar, dass er nicht nur andere bei ihrem Sozialunternehmertum unterstützen wollte, sondern auch selbst wieder mehr als Social Entrepreneur tätig werden wollte. Aus diesem Purpose heraus gründete Michael 2015 zusammen mit anderen Ashoka Fellows nebenan.de. Dabei handelt es sich um eine Plattform, die es zum Ziel hat, Nachbarschaft zu fördern, Aktivitäten unkompliziert zu organisieren und Menschen zusammenzubringen und zu vernetzen.
Doch mit der Plattform war es für Michael und seine Kolleg:innen noch nicht getan. 2017 startete er deshalb eine gemeinnützige Tochterorganisation, die nebenan Stiftung, die mit dem Deutschen Nachbarschaftspreis gemeinschaftliches Engagement fördert und auszeichnet.
Sein persönlicher Purpose ist für Michael ganz klar: sein Herzblut steckt im Sozialunternehmertum, dem Empowerment junger Leute und der Bildung – denn nur so erreicht man nachhaltigen Wandel in der Gesellschaft.
Amazon und Sozialunternehmertum – keine Gegensätze
Um seinem Interesse für Corporate Philanthropy nachzugehen, übergab er sowohl die nebenan Stiftung als auch die nebenan.de Plattform an seine Kolleg:innen und erforschte neue Wege, die ihn zu Amazon, einem der größten Unternehmen weltweit, führten.
Für viele Menschen ist Corporate Social Responsibility nicht gerade die erste Assoziation, die sie haben, wenn sie den Namen Amazon hören. Doch Michael erkannte seine Position bei Amazon als Chance:
„Ich wollte dann die Corporate Philanthropy Seite kennenlernen und fand einfach die Möglichkeiten bei so einem großen Unternehmen sehr spannend, da zu wirken und von der Seite aus den sozialen Sektor zu unterstützen.“
Michael Vollmann, Europe Lead Education bei Amazon
Seine Arbeit bei Amazon ist vielfältig: Michael ist nicht nur als Europe Lead Education, sondern auch als Country Lead Germany bei Amazon in the Community tätig. Doch was ist Amazon in the Community? So heißt das globale CSR-Programm von Amazon – und da Amazon eines der größten Unternehmen auf der Welt ist, sind auch die CSR-Maßnahmen von Amazon dementsprechend vielfältig.
“Als Europe Lead Education bin ich jetzt geografisch etwas breiter aufgestellt, aber thematisch ein bisschen enger”, sagt Michael über seine derzeitige Rolle bei Amazon in the Community. In seiner Position betreut Michael sowohl die digitalen als auch die analogen Bildungsprogramme von Amazon in den größten europäischen Ländern, darunter neben Deutschland auch Frankreich, Spanien, Großbritannien und Italien.
Amazon Future Engineer: das Vorzeigeprogramm von Amazon in the Community
Als wichtigstes CSR-Bildungsprogramm von Amazon nennt Michael Vollmann das Programm Amazon Future Engineer, mit dem Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien die Möglichkeit erhalten, Coding und andere digitale Fähigkeiten zu erlernen und somit erste Impulse für eine IT-Karriere zu setzen. Es handelt sich um ein umfassendes Programm, das von der Kindheit bis zur Karriere reicht und damit alle Altersstufen einschließt - von der Grundschule bis zum Studium.
Mit den Amazon Bildungsprogrammen und anderen CSR-Aktivitäten will Amazon sich seiner Verantwortung stellen, seine Größe und seine Möglichkeiten für das Gute einsetzen und die Fähigkeit zur schnellen Innovation nutzen, um Gemeinschaften auf der ganzen Welt zu stärken. Und der Erfolg dieses Programms ist nicht zu leugnen, denn allein im letzten Jahr erreichte Amazon damit mehr als 3 Millionen Kinder und Jugendliche aus sechs Ländern.
Bild: Amazon Future Engineer Programm
Amazon Future Engineer zeichnet sich vor allem durch die Vielfalt an Aktionen aus, die von klassisch bis innovativ reichen. Zum Beispiel kommen im Rahmen der Class Chats Freiwillige in Schulen, um als Role Models über ihre Karrierewege zu sprechen. Auch Coding- und Digitalisierungsworkshops für NGOs sind im Programm. Passend zum Geschäftsbereich Devices spendet Amazon natürlich auch Geräte wie Laptops etc. an Schulen und NGOs.
Neben Kursen, Trainings und Touren unterstützt Amazon Future Engineer das Deutschlandstipendium-Programm der Bundesregierung. Seit Februar 2022 werden im Rahmen dieses Stipendiums 100 Studierende im Bereich der Informatik aus sozialen benachteiligten Verhältnissen sowie sozialen Randgruppen über einen Zeitraum von zwei Jahren unterstützt. Da Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Familien der Zugang zu höherer Bildung aus finanziellen Gründen meist verwehrt bleibt, sind diese Stipendien einer der wichtigsten Pfeiler des CSR-Programms von Amazon.
Hilfe für die Community aus der Community
Lokal liegt ein großer Fokus der CSR-Maßnahmen dort, wo die Mitarbeitenden von Amazon leben. Die Bemühungen beschränken sich allerdings nicht nur auf die Communities selbst, sondern auch auf gemeinnützige Organisationen vor Ort, die Amazon tatkräftig unterstützt.
Als Großkonzern steht Amazon niemals still. Aus diesem Grund gibt es natürlich viele verschiedene Geschäftsbereiche und Teams, die im ständigen Wandel sind und auch ihre eigenen CSR-Aktivitäten entwickeln. So wird der soziale Wandel von mehreren Seiten mit verschiedenen Blickwinkeln angetrieben – eine Praxis, die sich für Amazon als erfolgreich herausgestellt hat.
„Wir versuchen, strategisch gut abgestimmt zu sein. Trotzdem entwickeln sich immer wieder neue Teams – und es ist auch bewusst gewollt von Amazon, dass Innovation bestehen bleibt, anstatt dass man immer bürokratischer wird und sich gegenseitig lähmt.“
Michael Vollmann, Europe Lead Education bei Amazon
Als wichtigste Ziele von Amazon in the Community sieht Michael Vollmann neben dem Zugang zu Bildung auch Katastrophenhilfe und die Deckung von Grundbedürfnissen in benachteiligten Gemeinschaften. Zwar stellt Amazon auch finanzielle Mittel und Produktspenden zur Verfügung, die CSR-Programme der verschiedenen Teams bieten jedoch viel mehr. Neben den bereits erwähnten Bildungsprogrammen reichen die Amazon Aktivitäten von klassischem Volunteering, über Pro Bono Rechtsberatung oder NGO Coaching bis hin zu Mentoring für sozial benachteiligte Studierende.
Ein weiteres wichtiges Wirkungsprinzip von Amazon ist es, sogenannte Volunteer Ambassadors dazu anzuregen, eigene Ideen einzubringen und selbst Aktivitäten zu starten, von denen sie denken, dass sie der Community zu Gute kommen würden. Auch Spendenkampagnen können die Mitarbeitenden selbst einbringen. Denn Amazon weiß, dass Corporate Social Responsibility flexibel sein muss, um dort anzukommen, wo sie am meisten gebraucht wird.
Bild: Amazon Disaster Relief Hub - um bei Krisen schnell handeln zu können
Kernkompetenzen als wichtiger Grundstein des CSR-Programms
Was viele Unternehmen bei ihren CSR-Bemühungen nicht bedenken, ist, dass sie sich und ihrer Kernkompetenz dabei treu bleiben müssen, um einerseits ihre Integrität zu wahren und andererseits ihre Maßnahmen so wirkungsvoll wie möglich zu gestalten. Deshalb knüpft Amazon seine CSR-Programme an seine Mitarbeitenden, Produkte und Services. Beispielsweise packen Volunteers von Amazon Hilfspakete, die über die logistische Infrastruktur des Unternehmens an Partnerorganisationen wie Save the Children geliefert werden, die wiederum die Verteilung an Bedürftige vor Ort übernehmen.
Das wirkt sich jedoch nicht nur auf die hauseigenen CSR-Programme aus, die sich im Einklang mit der Kompetenz von Amazon hauptsächlich auf den MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) konzentrieren. Denn während Amazon seine Ressourcen für eigene CSR-Aktivitäten nutzt, möchte das Unternehmen es auch seinen Kund:innen möglich machen, zu helfen.
Gerade im Katastrophenfall wird es Amazon Kund:innen einfach gemacht, bei ihrem Einkauf in Shops für das Rote Kreuz oder ähnliche Organisationen zu spenden. Außerdem können NGOs eigene Wunschlisten mit Produkten, die sie zur Hilfe vor Ort dringend benötigen, erstellen. Wenn man selbst eine Organisation unterstützen möchte, kann man so einfach und unkompliziert die benötigten Sachspenden direkt an NGOs senden.
Die Organisation von CSR-Programmen im Großkonzern
Bei einem so großen, internationalen Unternehmen wie Amazon stellt sich natürlich die Frage, wie man CSR-Aktivitäten länderübergreifend plant, strukturiert und umsetzt, ohne dabei die vielen verschiedenen Teams und Ressourcen aus den Augen zu verlieren. Eine besondere Herausforderung für Amazon ist es, die über 1,5 Millionen Mitarbeitenden auf der ganzen Welt zu erreichen und für die CSR-Maßnahmen zu begeistern oder sogar zu motivieren, eigene Ideen einzubringen.
Eine weitere Frage, die sich Michael Vollmann bei seinen CSR-Überlegungen bei Amazon stellt, ist folgende:
„Wieviel gibst du vor und wie viel befähigst du, dass die Mitarbeitenden selber bestimmen können und die Aktivitäten auch lokalisieren und anpassen können? Also Standardisierung und Skalierung versus Lokalisierung und Anpassung.“
Michael Vollmann, Europe Lead Education bei Amazon
Zur Organisation der vielfältigen Volunteering- und Spendenaktionen hat Amazon eine Lösung gefunden, die auch im großen Maßstab funktioniert: die CSR-Plattform von Benevity. Und auch das Grants Tool von Benevity wird künftig eingesetzt, um ein Pilotprogramm für Grants für Amazon Mitarbeitende zu starten.
Die Organisation von CSR-Programmen im Großkonzern
Als Zukunft der CSR sieht Michael Skill-based Volunteering, das seiner Meinung nach bis hin zum Secondment, also einer längerfristigen Entsendung von Mitarbeitenden an NGOs und andere Organisationen, gehen kann und sollte. Co-Creation und Shared Value sind für Michael spannende Konzepte, die einen wichtigen Platz in der Corporate Social Responsibility einnehmen sollten, in Deutschland aber bis dato noch in den Kinderschuhen stecken.
„Wie schafft man es wirklich, dass man Businessziele, soziale und ökologische Ziele so übereinander legt, dass alle davon profitieren und es bestmöglich ineinander greift – das ist eine Meta-Aufgabe für die Zukunft.“
Michael Vollmann, Europe Lead Education bei Amazon
Tipps & Ratschläge von Michael
- Impact Reporting: Organisieren Sie Ihre CSR-Maßnahmen so, dass auch Ihre Erfolge – sowohl Input als auch Output und Outcome – messbar sind, um sie in der Zukunft verbessern zu können
- Austausch mit anderen Organisationen: Teilen Sie Best Practices mit Ihren Partnerorganisationen und tauschen Sie sich aus, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen
- Die Kernkompetenz im Mittelpunkt: Bleiben Sie Ihrem Unternehmen treu und orientieren Sie Ihre Maßnahmen an Ihrer Kernkompetenz – nämlich dem, was Sie ohnehin am besten können
- Etablierung des CSR-Programms: Integrieren Sie Ihre CSR-Maßnahmen in Kernabläufe und bringen Sie sie somit näher ans Kerngeschäft, um die größten Erfolge zu erzielen
- Kommunikation als Asset: Werden Sie sich Ihrer Stimme bewusst und nutzen Sie Ihre Reichweite, um etwas zu bewegen
- Think big: Setzen Sie ambitionierte und dennoch erreichbare Ziele und verfolgen Sie diese ernsthaft und konsequent
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