Kompetenzbasierte Freiwilligenarbeit ist auf dem Vormarsch

DSC00390

In den vergangenen Jahren hat sich die Art und Weise, wie Freiwilligenarbeit geleistet wird, stark verändert. Viele Mitarbeitende möchten sich engagieren und ihre Kompetenzen dafür nutzen, um sich auch persönlich weiterzuentwickeln. Und wie wir in unserem Gespräch mit Sara König von Adidas, Estelle Roth von Novartis und Dirk Gawronska von der Z Zurich Foundation erfahren haben, ist dieser Trend auch in Unternehmen zunehmend spürbar.

Kompetenzbasierte Freiwilligenarbeit – was ist das?

Wie es der Name schon verrät, geht es bei der kompetenzbasierten Freiwilligenarbeit darum, dass Mitarbeitende Ihre Stärken und Interessen einsetzen, um Nonprofit-Organisationen zu unterstützen. Das kann ganz unterschiedlich aussehen, beispielsweise durch eine Pro-Bono Rechtsberatung, die Erstellung einer Social Media Strategie oder auch die Neugestaltung einer Webseite.

Zudem ist es bei der kompetenzbasierten Freiwilligenarbeit häufig nicht nötig, physisch vor Ort anwesend zu sein, wodurch ein deutlich höheres Angebot an verfügbaren Freiwilligeneinsätzen entsteht. Sowohl Novartis, als auch Adidas und Z Zurich Foundation verfolgen spannende Herangehensweisen, um kompetenzbasierte Freiwilligenarbeit in ihren Unternehmen zu fördern. 

Novartis & kompetenzbasierte Freiwilligenarbeit 

Wie Estelle, Global Head Engagement & Volunteering bei Novartis, berichtete, verfolgt Novartis einen Ansatz, der für viele Unternehmen auf den ersten Blick unmöglich erscheint. Die Mitarbeitenden haben komplette Entscheidungsfreiheit, was bedeutet, dass sie sich ohne Freigabe durch das Management so oft sie möchten freiwillig engagieren können.

Und das funktioniert – in ihrer 13-jährigen Karriere im CSR Team von Novartis hat Estelle nur einen einzigen Fall erlebt, in dem es zu Problemen kam. Außerdem stellt Novartis die Bedürfnisse der Nonprofit-Partner in den Fokus, um sicherzustellen, dass die angebotene Hilfe tatsächlich benötigt wird. 

Im Bereich kompetenzbasierte Freiwilligenarbeit setzt Novartis auf 3D Learning, was bedeutet, dass neues Wissen am besten erlernt werden kann, wenn es praktisch angewandt wird. Durch die Bereitstellung von Freiwilligeneinsätzen auf Basis von Kompetenzen werden also nicht nur bestehende Kompetenzen genutzt, es werden auch neue Fähigkeiten erlernt, die später im Beruf angewandt werden können - eine Win-Win-Situation für die Nonprofit Organisationen und Novartis.

Und dass das ganze Früchte trägt, zeigen, wie Estelle berichtet, auch interne Auswertungen: “Wir sind besonders stolz darauf, dass wir zeigen konnten, dass wir im skilled-based Bereich für jeden Dollar, der in das Programm investiert wurde, den 4,5-fachen Mehrwert an Impact geschaffen haben und somit auch intern beweisen konnten, dass kompetenzbasierte Freiwilligenarbeit für die Gesellschaft aber auch für die Firma von Vorteil ist.”

DSC00385

Das Pilotprojekt der Z Zurich Foundation

Auch die Z Zurich Foundation verfolgt aktuell einen spannenden Ansatz, bei dem die Freiwilligenangebote speziell auf die Fähigkeiten der Freiwilligen abgestimmt werden. Wie Dirk Gawronska, Program Development & Implementation Manager bei der Z Zurich Foundation, berichtete, kam immer öfter die Frage auf, wie man die in dem Unternehmen vorhandenen Kompetenzen noch sinnvoller für Freiwilligenarbeit einsetzen könnte, woraufhin das neue Programm ins Leben gerufen wurde. 

Ziel des neuen Programms ist es, Mitarbeitenden nach einer Selbsteinschätzung mithilfe eines Matching-Algorithmus Freiwilligeneinsätze anzuzeigen, die besonders gut zu den identifizierten Fähigkeiten passen. Zusätzlich wird in zwei weiteren Kategorien angezeigt, welche Einsätze möglich wären, wenn man sich in bestimmten Bereichen weiterentwickelt.

Zu diesen Kategorien werden außerdem Maßnahmen wie beispielsweise Schulungen und Fortbildungen aufgezeigt, die die Weiterentwicklung der Kompetenzen fördern können. Dadurch haben nicht nur die Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre Kompetenzen bestmöglich zu nutzen, Nonprofit-Organisationen erhalten so auch die Hilfe, die sie benötigen. 

Die Umsetzung befindet sich zwar noch in der Pilot-Phase, aber wie Dirk berichtet sind schon jetzt positive Veränderungen zu beobachten:

“Wenn man eins sagen kann, was hier schon passiert ist, ist es, dass wir mehr Leute für Freiwilligenarbeit begeistern und gewinnen können und natürlich, dass auch der Impact entsprechend höher ist, den wir dadurch erreichen können.” 

 

Die Volunteering Archetypes von Adidas

Um das Freiwilligenprogramm von Adidas zu gestalten, wurden zunächst vier Volunteering Archetypes entwickelt:

  • Der Coolhunter ist auf der Suche nach einer einzigartigen Erfahrung, die er auch auf Social Media mit Freunden teilen kann
  • Der Supporter möchte gerne helfen, weiß aber nicht so recht, wo er anfangen soll
  • Der Committed engagiert sich regelmäßig aus Leidenschaft
  • Der Change-Maker möchte einen Unterschied machen, indem er seine Fähigkeiten einsetzt und teilt

In den meisten Unternehmen findet man eine bunte Mischung aus den verschiedenen Archetypes – so auch bei Adidas.

Wie Sara König, Project Manager Social Impact bei Adidas, erzählt, wird das Freiwilligenprogramm auf diese vier Typen abgestimmt: “Wir haben das immer im Hinterkopf, wenn wir probieren, unser Portfolio neu aufzustellen, damit wir alle da abholen, wo sie gerade sind. Und ich glaube, das ist nicht nur für Unternehmen spannend, sondern auch für Nonprofit-Organisationen, um mehr Möglichkeiten zu schaffen, die genutzt werden, und um so einen maximalen Impact zu generieren.”

Das gesamte Freiwilligenprogramm von Adidas orientiert sich an dem Unternehmens-Purpose “Through sport, we have the power to change lives”. Um passende Freiwilligeneinsätze für Mitarbeitende zu schaffen, arbeitet Adidas, ähnlich wie Novartis, eng mit den Nonprofit-Organisationen zusammen, um zu erfahren, welche Bedürfnisse bestehen.

Durch diesen Ansatz, den Adidas “Co-Creating” nennt, kommen oft Themen auf, die für die Organisationen bisher noch nicht relevant waren, wie beispielsweise die Optimierung von Webseiten oder die Erstellung eines neuen Logos. Die dadurch kreierten Freiwilligeneinsätze werden für Mitarbeitende mit den entsprechenden Fähigkeiten intern bei Adidas ausgeschrieben.

Wie diese Beispiele von Novartis, Z Zurich Foundation und Adidas gezeigt haben, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, um kompetenzbasierte Freiwilligenarbeit umzusetzen. 


Behalten Sie Trends und Entwicklungen in den Bereichen CSR und ESG im Auge

Wir haben bei unserem Benevity Forum in Frankfurt erneut gesehen, wie wichtig der Austausch zu neuen Trends in den Bereichen CSR und ESG ist und wie hilfreich Gespräche mit anderen Unternehmen sein können. Um die neusten Trends und Entwicklungen stets im Auge zu behalten, können Sie jederzeit einen Blick in unsere Ressourcen werfen, wo wir spannende Artikel, Guides und E-Books zu den Themen Purpose, CSR und ESG für Sie sammeln.